Schwerpunkte, Unterschiede und häufige Fehler

Vorstellungsgespräch als Führungskraft

Vorstellungsgespräch ist nicht gleich Vorstellungsgespräch. Es unterscheidet sich, je nach Position, nach Stellenbeschreibung, Fach- oder Führungskraft.
Unsere Recruiting-Expertin Marlene Kammer fasst in unserem Interview zusammen, worauf es bei einem Vorstellungsgespräch als Führungskraft wirklich ankommt, wie man sich richtig vorbereitet und welche Fehler Sie vermeiden sollten.

Marlene, was läuft bei Vorstellungsgesprächen von Führungskräften und Top-Management anders als bei Fachkräften?

In dieser Art Interview wird die Führungskompetenz geprüft und wie diese mit der Fachkompetenz zusammenwirkt, um das Unternehmen voranzubringen. Hierbei werden bereits erwiesene Erfolge und Leistungen besprochen, um herauszufinden, ob diese in einem neuen Kontext im neuen Unternehmen wieder erreicht werden können.

„Ein großer Schwerpunkt bei solchen Interviews liegt beim Thema Menschenführung.“

Ein großer Schwerpunkt bei solchen Interviews liegt, beim Thema Menschenführung. Die menschliche Ebene, der Führungsstil und die Fähigkeiten zum Entwickeln von Mitarbeitenden wird viel eingehender beleuchtet, ob diese auch zum Unternehmen passen.

Auf diese Fragen kann  man sich im Vorfeld gut vorbereiten:

  • Wie schaffen Sie Bindung und Vertrauen?
  • Wie treten Sie auf und welche Wirkung haben Sie auf Ihr Umfeld?
  • Können Sie Akzeptanz in Ihrem Team gewinnen?
  • Können Sie sich gut selbst reflektieren?
  • Wie gehen Sie mit Menschen um?
  • Wie begeistern und motivieren Sie das Team?
  • Sind Sie eher extrovertiert oder introvertiert?
  • Wie gehen Sie mit Konflikten um?
  • Begegnen Sie Ihrem Umfeld auf Augenhöhe?

„ Es geht um den Beitrag, den Sie für das Unternehmen geleistet haben und um Ihre Erfolge.“

Gibt es Themen, auf die Personaler/Personalberater in solchen Gesprächen besonders achten?

Ein besonderes Augenmerk liegt auf Ihren bereits erzielten Erfolgen.

Achtung: Hier gibt es einen wichtigen Punkt, auf den Sie sich gut vorbereiten sollten. Im Vorstellungsgespräch geht es nicht darum, was Ihr Team, Ihre Kollegen oder das Unternehmen erreicht hat, sondern um Ihre Erfolge.

Untermauern Sie die Erfolge mit einfachen Beispielen. Wie haben Sie z.B. Ihr Team oder die Struktur aufgebaut, Entscheidungen getroffen, Konflikte gelöst oder bei Problemen unterstützt? Auch Fakten können überzeugen – wie haben Sie KPIs erreicht?

Bleiben Sie bei sich. Viele Interviewpartner fragen nach „ihren persönlichen Erfolgen“ und nicht nach Unternehmenserfolgen – dann dürfen Sie Ihre Erfolge auch gerne in den Vordergrund stellen.

Wenn es um das Führungsverhalten und den Umgang mit dem Team geht, wie belegt man so etwas? Wie stellt man so etwas dar?

Dafür kann zum Beispiel auf die zahlreichen Tools zurückgegriffen werden, die die Persönlichkeit analysieren und in Modellen veranschaulicht. Abgesehen von der Entscheidungsfindung für oder gegen einen Kandidaten, können auch Schwächen näher beleuchtet und ggf. mit Schwerpunkten der Stelle verglichen werden.
So eine Analyse kann auch dafür sorgen, dass sich die Führungskraft mit sich selbst auseinandersetzt, sich so weiterentwickeln kann und sich besser in ihre neue Rolle einfindet.
Aber auch Umfragen unter Mitarbeitenden sind eine gute Quelle, um zu erfahren, wie man selbst als Führungskraft gesehen wird. Welche meiner Eigenschaften positiv oder negativ gesehen werden. Wenn Sie bedenken, dass Sie als Führungskraft nicht immer ein umfassendes bzw. ehrliches Feedback bekommen, dann ist eine Persönlichkeitsanalyse eine gute Ergänzung.

„ Eine Persönlichkeitsanalyse kann dafür sorgen, dass sich die Führungskraft mit sich selbst auseinandersetzt .“

Ist es ratsam sich vorher so einer solchen Persönlichkeitsanalyse zu unterziehen, um nicht erst nach Antworten suchen zu müssen, wenn bestimmte Fragen kommen? Schließlich macht einen eine gewisse Sicherheit über die eigenen Skills souveräner und auch authentischer, oder?

Auf jeden Fall. Einer der wichtigsten Kompetenzen einer Führungskraft ist es authentisch zu sein. Auch Selbstreflexion ist ein enorm wichtiger Punkt.
Es ist wichtig sich selbst über die eigenen Kompetenzen im Klaren zu sein, aber auch Feedback von außen zu bekommen. Mit diesem Feedback umzugehen und sich daran zu orientieren ist wichtig. Denn als Führungskraft habe ich ja in erster Linie mit Menschen zu tun und dann kommt erst die fachliche Komponente.
Natürlich kann man sich mit den ganzen Standard-Fragen auseinandersetzen und sich darauf vorbereiten, aber darauf liegt in solchen Interviews gar nicht der Schwerpunkt. Es geht um den Menschen, der einem gegenüber sitzt.

„Im Vorfeld sollte man sich mit dem Unternehmen und dem Stellenprofil intensiv beschäftigen.“

Muss ich auf den Schwerpunkt, der mich in dem neuen Unternehmen erwartet, explizit eingehen und begründen warum ich dafür am besten geeignet bin?

Ja, Sie müssen Ihr Gegenüber überzeugen können, dass Sie einen Mehrwert für das Unternehmen leisten und warum Sie genau die richtige Person für die Position sind. Dafür ist es auf jeden Fall wichtig, dass Sie sich im Vorfeld mit dem Unternehmen und dem Stellenprofil beschäftigen.

• Wie ist das Unternehmen aufgestellt?
• Was sind die KPIs?
• Was hat das Unternehmen für einen Ruf am Markt?
• Was sind die Strategien und die Kultur?
• Warum glauben Sie, dass dieses Unternehmen für Sie als Führungskraft der richtige neue Arbeitgeber ist?

„Es ist so wichtig sich auf Augenhöhe zu begegnen.“

Die meisten Führungskräfte sind es gewohnt sich zu repräsentieren. Was ist bei einem Vorstellungsgespräch anders und was kann man als Führungskraft falsch machen, um es komplett zu vergeigen?

Seien Sie pünktlich, entspannt und passend gekleidet, aber das ist ja bei jedem Vorstellungsgespräch so. Leider kommt es häufiger vor als man denkt, dass Führungskräfte nur die eine Seite der Medaille kennen und sich schwer damit tun, plötzlich auf er anderen Seite des Tisches zu sitzen. Sie lassen auf sich warten, tragen unpassende Kleidung oder behaupten alles zu können und zu wissen. Ein selbstbewusstes Auftreten ist gut, doch in überhöhtem Maße wirkt man schnell arrogant und überheblich.
Dabei ist es so wichtig sich auf Augenhöhe zu begegnen.

MÖCHTEN SIE MEHR ERFAHREN?